Sonst hat Jesus nichts getan!

Das Märchen von Rumpelstilzchen

»Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.«

 

Johannes 17
6a Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast.
11b Heiliger Vater, erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, daß sie eins seien wie wir.
12 Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.
13
Nun aber komme ich zu dir und rede dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei.
14 Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehaßt; denn sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
15 Ich bitte dich nicht, daß du sie aus der Welt nimmst, sondern daß du sie bewahrst vor dem Bösen.
16 Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin.
17 Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
18 Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt.
19 Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit.


Mehr gibt es im Christentum nicht zu sagen - Wer zwischen Gott Vater, Gott Sohn und der unendlichen Liebe »dazwischen«, dem Heiligen Geist, in dem wir von all unserem Anbeginn an unüberbietbar geborgen sind und bleiben, zu unterscheiden weiß, findet den soeben verlesenen knappen Johannesvers in einer Ausführlichkeit im Märchen von Rumpelstilzchen kommentiert, die nichts zu wünschen übrig läßt: Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß …

Amen
Das Weitere findet sich
Domini sumus

PS
Wer Grimms Märchen gerade nicht zur Hand hat, findet hier noch eine kurze Zusammenfassung des Märchens von Rumpelstilzchen und Hinweise auf die Weisheiten dieses Textes, die alle theologisch von Belang sind: Mit dem »Habhaftwerden« des Namens ist das Problem gelöst. - Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß … Es gilt, Rumpelstilzchen zu entzaubern.

Menschen, die lügen, heißen Adam und Eva. In der Bibel stehen sie für den sündigen Menschen, den verlogenen selbst. In Rumpelstilzchen verspricht sich ein armer Adam-Eva-Müller besonders hohes Ansehen von der seinem König gegenüber vorgetragenen Lüge, seine Tochter vermöge aus Unnützem unübertrefflich Gutes zu wirken, aus Stroh fürs Vieh Gold fürs Wohlbefinden der Menschen.

Auf solch leere Versprechungen treffen wir alle Tage. Der König, der dem Müller vertraut, ist der Mensch. Erpreßbare Menschen sind alles zu geben bereit. Der König des Märchens verspricht, die Müllerstochter zur Frau zu nehmen, wenn ihr der wunderbare Tausch gelingt, Stroh gegen Gold.

Mit der Verschiedenartigkeit der Menschen ist es gegeben, daß jeder über jeden auf mindestens eine Art und Weise Macht auszuüben vermag. Der Mensch zwingt in wirklich königlicher Manier des Lügners Tochter in Sklavenarbeit, dreimal, d. h. immer wieder für ihn zu arbeiten, des Nachts zu seinen Ruhezeiten. Stroh, der letzte Plunder seines Reiches, soll ihm Gold werden; von Nacht zu Nacht mehr.

Rumpelstilzchen hilft der schuldlos ins Sklavenjoch geratenen Müllerstochter dreimal, in drei Nächten, nicht in vier, d. h. immer. Von Problem zu Problem, es geht um immer mehr Stroh, das für den nimmersatten Menschen-König ohne dessen Zutun zu Gold werden soll, ist Rumpelstilzchen, das eigentlich ungelöste Problem, zu Diensten. Es ist zunächst mit einem Halsband wunschgemäß entlohnt. Über einen Ring geht die Tariferhöhung bis zur Müllerstochter selbst, ihrem Kind, ihrem eigenen Fleisch und Blut also.

Helden und Erpreßbaren ist gemeinsam, notfalls alles zu geben. Der versklavte Mensch in seiner Not, der an alles glaubt, nur nicht an die eigene Errettung, klammert sich dennoch an diesen Vorschlag, gibt dafür sich selbst.

Der Müller log, seine Lüge wurde wahr. Der König fiel auf die Lüge herein, gewann das Gold dazu und nahm des Müllers Tochter, sich auch dabei noch verbessernd, zur Frau. Die Versklavte kam von Mal zu Mal besser über die Runden, verkaufte sich selbst, wiewohl sie nicht gelogen hatte, klammerte sich in ihrer Not an sich selbst, voller Hoffnung auf den Aufschub, der ihr noch gewährt wurde. Sie klammerte sich an ihr eigen Fleisch und Blut in Gestalt des zu erwartenden Kindes.

Rumpelstilzchen, das Märchen im Märchen, das problemlösende, unerkannte Problem, half von Mal zu Mal. Seine Hilfe gipfelte darin, daß sich das namenlose Problem in Luft auflöste, nachdem es selbst - in Selbstoffenbarung - seinen Namen preisgegeben hatte und so selbst die Lösung bot, für das schier unlösbar geschilderte Problem der Müllerstochter, die eigene Haut zu retten:

Ein erkanntes Problem ist so gut wie ein gelöstes Problem, ein benanntes, beim Namen genanntes, meint ein gelöstes Problem: »Ich habe Deinen Namen den Menschen offenbart.« Den Menschen bleibt Rumpelstilzchen dagegen ein Problem, im Märchen das Problem, weil sie es nicht in den Griff bekommen, weil sie seinen Namen nicht kennen: Ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß.

Der Mensch lebt von seinem Anfang an latent in der Liebe, der grenzenlosen, vom Vater zum Sohn. Auch ohne Kenntnis dieses Sachverhaltes, auch ohne Kenntnis d[ies]er Predigt Jesu, ist alles Bemühen des Menschen um wahre Menschlichkeit getragen vom Heiligen Geist. Es ist der Heilige Geist selbst, dem in unserem Tun gelegen ist an der Vermeidung der Unwahrheit. Ihm geht es um die Rettung unserer eigenen Haut. In Unkenntnis des Evangeliums widerspricht die Rettung nicht dem Heiligen Geist, ist solche Rettung der eigenen Haut sogar entschuldbar, wenn sie um jeden Preis angestrebt wird statt um des angemessenen. Hilfeleistung zur Güte, die Gerechtigkeit für andere durch andere noch übersteigt, ist ebenfalls bewußt oder unbewußt Werk des Heiligen Geistes.

Im Hören des Wortes Gottes - Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast - wird dieser latente Sachverhalt der unüberbietbaren Geborgenheit des Menschen in der Liebe des Vaters, die er zum Sohn hat, durch den Sohn selbst offenbar:

Die Predigt Jesu ist Christus, der sich selbst offenbarende Sohn Gottes, der den Namen des Vaters sagt:

»Gott ist die Liebe; und gerade als die Elenden und gerade als die Bedrückten und Angefochtenen sollen wir es von neuem hören lernen: »Er hat uns zuerst geliebt«, geliebt nicht mit einem tröstenden Lächeln, das uns eine kommende Erlösung hoffen läßt, geliebt nicht mit einem freundlichen Wohlwollen aus der Ferne, sondern geliebt mit einer Liebe, die es nicht in der Ferne aushielt und die nicht auf eine bessere Zukunft aufgespart blieb, sondern die zu uns kam mitten hinein in das dunkle Tal und die sich ausschüttete bis in die letzte Tiefe unserer einsamen Not - ja, Deiner, ja meiner einsamsten Not - und diese Liebe heißt: Jesus Christus, und in dem ist die Liebe völlig bei uns …« (Martin Niemöller).

Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart - Domini sumus, Herren sind wir - die du mir aus der Welt gegeben hast: Des Herrn sind wir, zum Herrn gehören wir.

Domini sumus: Wir gehören zum Herrn und sind als solche Herren [aus der Welt?! - vgl. Joh 15,19 - und] der Welt (vgl. Röm 14,8).

Amen
Das Weitere findet sich
Domini sumus


7. Sonntag der Osterzeit - Lesejahr B
1 Joh 4,11-16; Joh 17,6a.11b-19