Johannes 1, 1 - 18Das Logoslied
Die Gliederung der Predigt entspricht der Gliederung des heutigen Textes,
wie er wohl ursprünglich ausgesehen hat: Selbständiges Logoslied Ursprünglich ist das Logoslied der Gemeinde mit den angegebenen Versen. Es läßt sich zwanglos in drei Strophen einteilen. Alle sechs weiteren Zusätze (die also zusammen mit diesem Urtext unsere heutige Fassung im NT ausmachen) haben Erläuterungscharakter: Drei Stellen reflektieren die enge Beziehung zwischen Gott und Offenbarer. Sie können ihnen in einer Mußestunde zu Haus nachgehen: Es sind die Verse 2, 14d und 17f. Zwei Stellen bringen das Thema des Täufers ein. Auch diese Stellen berücksichtigen wir heute hier nicht: die Verse 6 -10 und 15. Eine Stelle erläutert die Heilssituation der Gotteskindschaft. Dies sind die Verse 12 c und 13 - ebenfalls mit geistlichem Gewinn zu Haus zu studieren.
Das ursprüngliche Logoslied(zwei Strophen) mit der Ergänzung durch die Gemeinde, die es sang (dritte Strophe), - also ohne die literarische Bearbeitung durch E: Im Anfang war der Logos,
Die Gliederung der PredigtStrophe 1 Die erste Strophe Sie spekuliert nicht über vorweltliche Dinge, sondern erklärt: Die Welt, die wir kennen, verdankt sich der Schöpfungsmittlerschaft des Logos, der schon vor der Welt bei Gott »war«. In unserer heutigen Sprache: Gott Vater schafft (!) die Welt seines Sohnes wegen, aus Liebe zu seinem Sohn (in diese Liebe, den Heiligen Geist hinein). Alles Geschaffene hat kontinuierlich nur Existenz durch Christus, eigentliches Leben, in dem »Leben« und »Licht« miteinander verbunden sind! Lebensverfehlung und Lebenserfüllung werden vom Logos her definiert - nicht etwa nach unserem Gutdünken ... Durch ihn ... ist sinnerfülltes Leben in der Relation zu Gottvater. Die zweite Strophe Die »Entstehung« des Logos interessierte in der ersten Strophe nicht, die Herkunft der Finsternis interessiert in der zweiten nicht. Finsternis negiert das Licht, noch nie aber hat Finsternis das Licht ausgelöscht! Wo immer das Licht scheint, konstituiert sich auch
Finsternis als unmenschliche Existenzweise: Es ist keine Rede von einem
Dualismus, der Geschichte vorgegeben und sie immer schon bestimmend; keine
Rede davon, dass eine obere Welt dualistisch von einer unteren getrennt
sei, wie es die Gnostiker behaupteten. Auch keine Rede von einer entsprechenden
Setzung Gottes, nach der die Menschheit schon vor Eintritt in die Geschichte
in zwei feindliche Gruppen gegliedert ist und damit zum Spiegelbild desselben
Dualismus wird, der nach Auffassung der Qumraner auch die Engelswelt durchzieht. Christus, der in »sein Eigenes« kommt, eröffnet hier und jetzt qualifiziertes Leben. Von einem jenseitigen Heil, das die Welt hinter sich läßt, ist keine Rede: Heil als Gotteskindschaft ist geschenktes schöpfungsgemäßes Leben. Christi »Kommen« ist mit der Schöpfungsentstehung gesetzt und seither von andauernder Geltung: »Es kommt nichts mehr!« Geschichte ist im Logoslied definiert als sich ständig vollziehende Ablehnung oder Aufnahme des in der Schöpfung präsenten Logos. Mit ihm ... ist Kenntnis sinnerfüllten Lebens Die dritte Strophe Christus ist sowohl Schöpfungsmittler wie auch Erlöser. Die urchristliche Gemeinde, die die Verse 14 und 16 anfügte, wollte eine analoge Christologie vertreten: Der, den wir als unseren Erlöser bekennen, ist kein der Schöpfung Fremder, sondern sie entstand und lebt auch heute nur durch ihn. Gott wird selbst Geschöpf - neben uns um so seine Herrlichkeit kundzutun. Seither gibt es eine christliche Gemeinde, die von dieser Gnade lebt; sie steht nicht mehr unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. - In ihm ... ist Weitergabe der Kenntnis sinnerfüllten Lebens. Die drei Strophen in erneutem Durchgang1 Selbst alle Haare auf unseren Köpfen
sind gezählt - aber nicht durch uns! Ohne Gott und seinen Mittler
Christus gibt es weder Ebbe noch Flut. Aber Freud und Leid scheinen nur
dem Scheitern verpflichtet. Jammern scheint angesagt; jedenfalls wird
dem auch bald danach, der jammert. Unser Herz schlägt zwar, doch -
so sieht's aus - es schlägt für's Gesetz, es schlägt in
der Nacht. Heller Tag - Unsere Weihnacht |