Stefan und sein Freund

Laura wird am 27. April 2001
auf den Tag genau 13 und genau 12 Jahre alt.

 

Glauben

im Sinn Jesu und seiner Kirchen
ist anderes als nur Führ-wahr-Halten

Neulich gewann sie ihre Mutter für den Plan, endlich ihren Vater kennen zu lernen. Ein Termin war schnell gefunden - ein Samstag, - und sie machten sich im Münsterschen auf, mich für ein paar Stunden hier in Köln zu besuchen. Ihren Vater, Dr. der Musikwissenschaften, ließen sie derweilen zu Hause spielen.

Nach dem heiligen Paulus wurde Laura am 27.4.1988 oder 1989 geboren, erhielt aber auf jeden Fall am 27.4.1989 erst einen Vater. So will Paulus nämlich den genannt wissen, der einem Menschen erstmals seine wahre Identität mitteilt. Die unausdenkbar ist und - in der Taufe erstmals - dem Menschen in seiner Welt dazugesagt wird:

Du bist gar nicht die, für die Dich die Welt anhalten will, Dich zu halten: eine, die immer wieder Angst haben muss, zuletzt vor dem Sterben und dem Tod und dem Ende danach.

In Wahrheit bist Du von Anfang an in die unendliche Liebe Gottes, des Vaters, zum Sohn aufgenommen. Du lebst in unüberbietbarer Gemeinschaft mit Gott, mitten im Heiligen Geist, in dem Du mit Christus, Deinem Bruder, über jedem Problem stehst, angstbereit (R. Bultmann) stehst, auferstanden bist!

Bei der Babytaufe, bei der anders als bei der Taufe eines Erwachsenen nicht zum Ausdruck kommt, dass man sich selbst für den Glauben entscheidet, die Annahme des Wortes Gottes, unbedingt geliebt zu sein, bei der Taufe eines Säuglings kommt vielmehr der Geschenkcharakter des nur vom Hören kommenden Glaubens (Röm 10, 17) zum Ausdruck. - Nun, Laura scheint ihre Taufe annehmen zu wollen oder schon angenommen zu haben, sie scheint sich zu freuen über das erste Zeichen für die Annahme des Wortes Gottes, wenn sie mit ihrer Mutter stundenlang mit der Eisenbahn fährt, um ihren Vater kennen zu lernen...


Lukas 2
22 Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen,
39 Und als sie alles vollendet hatten nach dem Gesetz des Herrn, kehrten sie wieder zurück nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth.
40 Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.


Am Heiligen Abend haben wir die Geburt des Wortes reflektiert, das in Raum und Zeit, also leibhaftig erscheinende Wort Gottes unbegrenzter Güte. – Diesem Wort entspricht die Antwort, die wir als Gottes Werk sind, der Glaube, den wir aber verweigern können – das bedachten wir am 1. Weihnachtstag.

Am heutigen Fest der Heiligen Familie wollen wir uns Rechenschaft geben über den »Nutzen« des Wortes und seiner Annahme als antwortende Menschen: Wozu Christ sein? Wer die Frage »Was habe ich davon?« mit gespieltem Abscheu zurückweist, wird um die Antwort verlegen bleiben.

Die Antwort darauf findet sich in einer ganz kurzen Geschichte, die mir einmal Kardinal Suenens erzählte. Die Dunkelheiten und Probleme, das Feuer und der Rauch verschwinden bei keinem von uns: Gottes unendliche Liebe beseitigt kein Problem, aber sie läßt uns jede Angst davor als restlos ohnmächtig erkennen. Der in allem mächtige dreifaltige Gott begleitet uns mit derselben Liebe, in der der Vater seit Ewigkeit dem Sohn zugewandt ist: mit Heiligem Geist.

Es bleibt jedem Hörer der folgenden Predigt-Geschichte, das Geschehen im eigenen Leben zu suchen – und hoffentlich zu finden, daß Vertrauen in das Vertrauen, das Gott uns entgegenbringt, die Welt bestehen läßt: Kümmern mich doch nicht über die Maßen die Sorgen und der Schiffbruch, wenn Gott das Meer ist.

Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus. Entsetzt sehen sie dem Schauspiel dieses Brandes zu. Plötzlich bemerken sie, daß der Jüngste fehlt – ein fünfjähriger Junge, der sich im Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtet und in den oberen Stock klettert. Man schaut einander an. Keine Möglichkeit, sich in etwas hineinzuwagen, das immer mehr zu einem Glutofen wird. Da öffnet sich oben ein Fenster. Das Kind ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu: »Spring!« – Das Kind sieht nur Rauch und Flammen. Es hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: »Vater, ich sehe Dich nicht!« Der Vater ruft ihm zu: »Aber ich sehe Dich. Das genügt, spring!« Das Kind springt und findet sich heil und gesund in den Armen seines Vaters, der es aufgefangen hat.


Fest der Heiligen Familie – Lesejahr A
Sir 3,2-6.12-14; Kol 3,12-21; Lk 2,22.39-40