Liebe Anna! -
Du wirst getauft!
Als Deine Eltern mich fragten, ob ich Dein Pate
werden möchte, habe ich mich so gefreut, daß ich beide spontan
umarmt habe; die Tränen der Freude,
die mir kamen, konnte ich gerade noch unterdrücken.
Gefreut habe ich mich über das große Vertrauen,
das Deine Eltern mir entgegenbringen.
Mit meinem Mitfeiern bei Deiner Taufe lade ich Dich heute
schon ein, mir eines Tages von Tag zu Tag mehr dasselbe Vertrauen
entgegenzubringen, wie ich es Dir verspreche, weshalb ich gekommen
bin.
Da wir Dich als Baby taufen, wollen heute wir, Deine Eltern,
Dein großer Bruder Andreas, Deine Paten und die übrige
Taufgemeinde stellvertretend für Dich
den Glauben an Jesus Christus bekennen und versprechen, Dich
im Geist Jesu zu erziehen.
Das Wort Gottvaters »Das ist mein geliebtes Kind, an
dem ich Gefallen gefunden habe« (vgl. Mt 3,17)
sagt er anläßlich der Taufe nicht nur zu seinem Sohn
Jesus Christus, sondern zu jedem heute zu Dir! Glauben
heißt ja gerade Anteilhaben am Gottesverhältnis Jesu.
Jeder von uns, Deine Mama, Dein Papa, Dein Bruder, Deine Paten,
Deine Omas, Dein Opa, Deine Tanten, Onkel, Freunde und Bekannte alle
Menschen sind Gottes grenzenlos geliebte Kinder, unabhängig
davon, ob sie das jemals gesagt bekommen oder nicht oder auch
schon gestorben sind und hier unsichtbar mitfeiern.
Die Taufe ist das erste Zeichen der Freude über
dieses Wort. Jeder Mensch ist verborgen von vornherein
der von Gott geliebte. In der Taufe machen wir das zum
ersten Mal öffentlich. Wir feiern das, indem wir
es in der Gemeinschaft voreinander und vor Gott bekennen.
Nimm das Geschenk als Ausdruck der Freude darüber, daß
Du ganz zu uns gehörst. Du kannst später
einmal Andreas und Deinen Eltern erklären, was es denn mit
diesem Geschenk auf sich hat.
In den drei Gläschen siehst Du Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Im Matthäusevangelium (Mt 2,1-14) lesen wir die Geschichte
von den Weisen aus dem Morgenland, die den neugeborenen Sohn
Gottes, Christus Jesus, in Bethlehem besuchen. Sie kommen,
um ihn anzubeten und schenken ihm Gold, Weihrauch
und Myrrhe, ihm, der dazu Mensch geworden ist und in der
Predigt und sogar in diesem Brief Mensch wird, um den Menschen
zu sagen, wer sie in Wirklichkeit sind: unendlich geliebte Kinder
Gottes. Es sind Christen. Sie »wissen«, an wen sie
sich halten, wem sie Gold, Weihrauch und Myrrhe bringen.
Von einem be-geist-e[r]ten Prediger hörte ich eine Deutung
dieser Schriftstelle, die mir so gut gefällt, daß
ich sie Dir gern schenken möchte.
Jeder Mensch hat dieselben drei Grundbedürfnisse. Er
kann nur gesund und mit Grund unter den Füßen bleiben,
wenn er bemüht bleibt, dem Rechnung zu tragen:
Wir brauchen Liebe, Geborgenheit,
Zuwendung, Wärme, Zärtlichkeit Weihrauch,
sein Duft ist ein Zeichen dafür. Wir brauchen
alle ein Dach über dem Kopf, etwas zum Anziehen, ein Bett,
d. h. materiellen Besitz Gold ist ein Zeichen dafür.
Wir brauchen ein Umfeld, in dem wir unsere Begabungen entfalten
können; wir bedürfen alle des Salzes, damit wir am
Leben Geschmack finden Myrrhe ist ein Zeichen dafür.
Die Heiligen Drei Könige sind einer: der HeiligeDreiKönig
ist der Christ, der Mensch, der gehört hat und sich darüber
freut, daß er im letzten geborgen ist, daß nichts
und niemand ihn aus der Gemeinschaft mit Gott herauszureißen
vermag (Röm 8,38f).
Der Christ geht als HeiligerDreiKönig mit diesen seinen
drei Grundbedürfnissen zu keinem anderen als zu Christus,
dem Wort Gottes grenzenloser Güte, Gottes immer wieder verzeihenden
Erbarmens. Mit seinen drei Grundbedürfnissen ist jeder Mensch
bei ihm gut aufgehoben. Unser Herr ist es, der jeden Mangel ausgleicht
die Zahl drei, die an den dreifaltigen Gott erinnernden
drei Grundbedürfnisse im HeiligendreiKönig
auf seine Zuwendung ist immer Verlaß, auch wenn die Welt
Vorbehalte macht.
Wer vertraut, im letzten geborgen zu sein, verzweifelt nicht
an der Welt, auch dann nicht, wenn menschliche Zuwendung, das
zum Leben Notwendige, der Freiraum zur eigenen Entfaltung
aus welchen Gründen auch immer zeitweise bedroht
oder eingeschränkt sind. Wer dieses Vertrauen
lebt, freut sich, denn er kann nicht zu kurz kommen. Mehr als
bedingungslos, vorbehaltlos, akzeptiert zu sein, ist nicht vorstellbar.
Dieses sturmstillende Wort reicht genau zu bergeversetzendem
Glauben, zu brotvermehrender Liebe (P. Knauer SJ).
Lieber HeiligerDreiKönig! Weshalb hab ich das Gold nicht
als Münze, nicht als Barren, sondern gerade in der Form
des Herzens für Dich gewählt?
Glauben heißt: sich von Herzen darüber zu freuen,
daß Gott uns immer lieb hat, daß er uns nie im Stich
läßt. Dieser Glaube ist die sturmstillende Freude
über das bergeversetzende Wort.
Glauben heißt: sich Gottes unbegrenzte Güte mit
der ganzen Person von ganzem Herzen in jeder Situation gefallenzulassen.
Dieser Glaube ist brotvermehrende Liebe.
Glauben heißt: (vgl. lat. credere = cor
dare) sein Herz schenken.
Wem? Christus.
Daß Du [so] glaubst, wünsche ich Dir von Herzen
und verspreche Dir, daß ich es als Dein Pate auch versuche
und Dir wann immer Du es wünschst
dabei helfen werde.
Domini sumus
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