Der verläßliche Angestellte

Das Profil eines Mitarbeiters Gottes!

 

Der Glaube kommt ausnahmslos vom Hören (Röm 10,17). Im Sinn Jesu kann nur Christus geglaubt werden, das Wort Gottes, das von außen nur übers Hören bei uns ankommen kann; andererseits kann im Sinn christlicher Kirchen auch nur geglaubt werden, was wie Christus ausschließlich geglaubt werden kann.

Man kann also einem Christen unter keinen Umständen ansehen, daß er Christ ist. Man kann es ihm höchstens abhören. – Trotzdem meine ich, muß man doch angeben können, wie denn einer lebt, der als Leib Christi durch die Welt läuft. Durch die Welt. Nicht nur durch die Gemeinde. Sondern gerade und vor allem durch die Welt. Wie lebt, wie wirkt, wie arbeitet ein Mensch, den man dieser Lebens- und Wirkungsweise wegen fragen könnte: »Was ist denn das, christlicher Glaube?« Vielleicht hilft uns hier die Geschichte von zwei ungleichen Angestellten von Bruder Christianssen.

Zwei gleichaltrige junge Leute wurden gleichzeitig in einem Geschäftshaus mit gleichem Gehalt angestellt. Es bestand also völlige Gleichheit. Blieb diese? Nein, denn der eine der beiden, Arnold, rückte rasch hinauf, der andere, Bruno blieb in seiner bescheidenen Stellung. Bruno war deshalb unzufrieden. Aber nicht mit sich selbst, sondern mit dem nach seiner Ansicht ungerechten Geschäftsherrn, dem ungerechten Chef, bei dem er sich dann auch eines Tages beklagte. Dieser hörte ihn wohlwollend an und erklärte sich bereit, ihm den Unterschied klarzustellen. »Herr Bruno«, sagte er, »gehen Sie mal auf den Markt hinüber und sehen sie, was heute früh angeführt wurde.« Bruno kam zurück und meldete, es sei bis jetzt nur ein Fuhrmann da mit einem Wagen Roggen. »Wie viel?« lautete die Frage. Bruno setzte noch einmal den Hut auf, ging fort und berichtete bald darauf, daß es vierzig Säcke seien. »Was kostet der Roggen?« Bruno ging zum drittenmal fort und brachte des Bauern Forderung. »Nun«, sagte der Geschäftsinhaber zu Bruno, »setzen Sie sich mal auf diesen Stuhl, sprechen sie kein Wort und hören mir um so mehr zu.«

Es wurde Arnold gerufen, der auch sehen sollte, was auf dem Markt angeführt worden sei. Bald kam er zurück und berichtete, der Bauer, der bis jetzt allein sei, habe vierzig Säcke Roggen, er verlange zwar soundso viel, doch sei anzunehmen, daß auch ein billigeres Angebot Annahme finden werde. Der Roggen sei einwandfrei, wie das mitgebrachte Muster erweise. Der Bauer habe aber auch einige Säcke schönsten Hafer, der sehr billig sei. Da der Hafer für die Pferde zur Neige ginge und man am Platz nicht so vorteilhaft kaufen könne, so rate er rasch zuzugreifen, und habe deshalb nicht nur ein Muster des Hafers, sondern auch gleich den Bauern mitgebracht, der draußen warte. Der Geschäftsinhaber nahm Bruno zur Seite und fragte ihn, ob er nun wisse, warum Arnold ein höheres Gehalt bekomme.

Der gute und brauchbare Angestellte hat gleich alles dabei und bringt den einen und anderen Bauern auch gleich mit. Wir hier kennen das alles schon, was es zu den heutigen Texten zu sagen gibt, was diese Texte tatsächlich meinen.

Offensichtlich handelt es sich um eine Wundererzählung, die wir von Lukas gerade hörten. So erzählt, daß die Hinweise auf die Eucharistie kaum zu überhören sind.

Wollen Sie doch noch einmal die drei Kriterien für ein Wunder im Sinn der Kirche hören und worauf sie allein zutreffen, auf Gottes gutes Wort, seinen Sohn: die Wahrheit, daß Gott totenerweckend liebt? – Wollen Sie doch noch einmal das Konzil von Chalkedon zitiert bekommen und in seiner Bedeutung erklärt? In seiner Bedeutung für das rechte Verständnis von Wunder: daß Gott kein Zauberer wurde, sondern Mensch wie wir, ausgenommen der Sünde?!

Wollen Sie doch noch einmal dargelegt bekommen, wie es zu verstehen ist, daß auch wir dieses Wunder tun, wenn wir den Namen Christ zu recht tragen? – »Jeder, der an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch tun, und er wird noch größere tun« (Joh 14,12).

Wollen Sie doch noch einmal die Darstellung des rechten Verständnisses dieser Erzählung vom rechten Selbstbewußtsein des Christen nicht von der »wunderbaren Brotvermehrung«: Fünf Brote und zwei Fische stehen für »7«. Und diese Zahl ist ein vereinbartes Wort für »Gott liebt diese Schöpfung unüberbietbar«. »7« ist gleich »Das ganze Evangelium«. »7« ist gleich »Christus«.

Vielleicht wollen Sie das alles doch nicht noch einmal hören. – Ich kann auf die Lesung ausweichen; den ältesten Einsetzungsbericht, den wir haben, und wieder einmal das Verhältnis zwischen Wort Gottes und Sakrament aufzeigen wieder einmal zeigen, daß auch im Sakrament dem Tun des Wortes Gottes »Gott allein im Wort allein dem Glauben allein begegnet«.

Ich könnte wieder einmal die Transsubstantiationslehre so einfach und widerspruchslos erklären, daß man sie verstehen kann. – Ich könnte wieder einmal zeigen, daß Sie auch der Eucharistiefeier leitend vorstehen können, es nur in der Regel nicht dürfen. – Ich könnte wieder einmal zeigen, daß »tut« das wichtigste Wort des Einsetzungsberichtes ist.

Oder ich könnte wieder einmal zeigen, daß die Hostien schon vor der Eucharistiefeier der Leib Christi sind, nur für uns noch nicht. Für uns erst, wenn wir selbst wieder der Leib Christi geworden sind: »Ihr, die Nehmenden, ihr, die in meinem Geist dieses Brot Essenden, seid mein Leib.« – Das ältere der beiden Eucharistieverständnisse, das allerdings auf das neuere selbstverständlich hinausläuft. – Ich könnte wieder einmal zeigen, daß die Sakramente ihrer Natur nach als Tun des Wortes Gottes den Christen vorbehalten sind, weshalb die Fronleichnamsprozession heutzutage (!) eine recht fragwürdige Sache geworden ist.

Ich könnte zeigen, daß es eine oekumenische Fronleichnamsprozession geben könnte, in der der evangelische Pfarrer das Neue Testament neben der Monstranz trägt oder die beiden auch mal wechseln: der evangelische Pfarrer trägt die Monstranz und der katholische das Neue Testament. – Oder ich könnte aufzeigen, wenn es denn die Frage wäre, ob die evangelischen Christen das Fest Fronleichnam einführen oder wir das Fest Fronleichnam abschaffen, daß wir es abschaffen sollten. Der lebendigen Kirche wegen.

Wir alle kennen das. Zumindest hat auf meine Fragen keiner eine Erklärung haben wollen. Wir können Angestellte des Himmels sein, auf die sich Gott verlassen kann. Seien wir also, was wir sind: Leib Christi.


Fronleichnam – Lesejahr C
Gen 14,18-20; 1 Kor 11,23-26; Lk 9,11b-17