... alle malten »Doofmann!«
Joh 9 Am heutigen Sonntag Laetare habe ich das Recht
auf eine rosa Stola, aber es gibt in unserem Hause nur solche für Zwerge
... Wer guten Willens ist, aber - außerhalb des Glaubens im Sinn Jesu, hat es heute in unserem Text aus dem Joh mit einem Jesus zu tun, der nun wirklich nicht anders bezeichnet werden kann denn als ein Gesetzesbrecher. - Er soll der Sohn Gottes sein und tut nichts, als die Gesetze seines Vaters über den Haufen zu werfen. Mit »einem« Jesus sagte ich, denn diesen Jesus gibt es nur in der Fantasie und in solchen Filmen, die meinen, man könne literarische Bilder so ohne weiteres ins Bild setzen, so ohne weiteres und ohne jegliches Verständnis des Bildes zum Beispiel filmen. - Der Jesus des NT aber, der Christus ist, sagt deshalb auch, es sei nicht seine Aufgabe, herumzuzaubern, sondern »den Willen seines Vaters zu tun«: die grenzenlose Liebe Gottes zu jedem Geschöpf aufzudecken! Es ist ja ein Trugschluß mit fatalsten Folgen anzunehmen, Liebe wollte [in erster Linie], daß es dem Geliebten gutgeht. Liebe will nichts anderes, als aufgedeckt zu werden: Gott will, dass gepredigt wird, sonst nichts! - Gott will - exakt gesprochen - nicht, dass die Menschen Gutes tun, sondern dass sie das (was sie schon selber wollen) auch können (weil sie ausreichend über ihre Angst informiert sind: auch die, die sie hindern will, Gutes zu tun, ist restlos entmachtet! Und wenn Jesus, der Christus, den Willen des Vaters getan hat, dann ist er nicht müde geworden zu predigen, daß Gott die Menschen bedingungslos liebt. - Sie so - eben nicht ohne den ersten Schritt, den des Aufdeckens - überhaupt erst in die Lage zu versetzen, sich an ihn zu wenden, der ihnen tatsächlich helfen kann, daß es ihnen nicht nur vorübergehend mal besser, sondern grundsätzlich unüberbietbar gut geht. Nach diesen Vorbemerkungen versuche ich nun wieder einmal, der einen Sorte Wünsche, die an die Predigt durch Sie herangetragen werden, gerecht zu werden, und andere Wünsche, die an dieselbe Predigt herangetragen werden, zwangsläufig ein anderes Mal zu berücksichtigen. - Bevor wir mit dem Text, den wir eben hörten, operieren, um ihn sachgemäß und zu unserem Nutzen zu verstehen, bevor wir mit dem Text operieren, laßt uns dazu den Operationssaal bereiten! 1 Machen wir also zunächst einmal, wir sind ja heute bereits eine Stunde früher hier, im Operationssaal das Licht an. Was sehen wir?! Was können wir anfassen?! Geschöpfliche Wirklichkeit! Die uns ausnahmslos, wenn wir sie richtig beschreiben wollen, nicht vor Widersprüche, aber vor Widerspruchsprobleme stellt. - Alles, was wir in diesem OP sehen, ist genau dasselbe, wie in der vergangenen Woche, und dennoch gleichzeitig (!) nicht dasselbe! Schon wieder älter geworden. Wie löst man solche Widerspruchsprobleme? Daß zum Beispiel alles, was wir sehen und anfassen und erfahren, gleichzeitig identisch und nicht identisch ist. Wie unterscheiden wir Widersprüche - dummes Zeug - von bloßen Widerspruchsproblemen, die nur zuerst den Anschein erwecken, gräßlich dummes Zeug zu sein? Wie? Man braucht zwei Hinsichten, die sich einander nicht ausschließen, unter
denen man beides verstehen kann. - Dazu taugen bis zum heutigen Tage allein
die beiden Hinsichten, die die Definition Gottes sind. Des Gottes der
Bibel, nicht des Gottes der Atheisten, den es gar nicht gibt, beweisbar
gar nicht gibt. Der aber dennoch bei großen Theologen anzutreffen
ist... 2 einen Scheinwerfer mehr an, um genau denselben Sachverhalt in anderen
Gedanken und anderen Worten, noch einmal zu bedenken, weil er so wichtig
ist. Es gibt viele, die meinen, die Aussage, Gott ist allmächtig, sei
so zu verstehen, daß er, wenn er nur auf die Idee käme, dieses oder jenes
zu wollen, das denn auch könnte. Eine solche Allmacht Gottes ist aber
unter dem Scheinwerfer, den wir anmachten, nur eine mögliche Allmacht.
Die tatsächliche Allmacht Gottes aber ist eine tatsächliche! Alles ist
bereits von Gott restlos abhängig. Gott ist allmächtig heißt, daß er in
allem mächtig ist, daß es gar nichts gibt, das ohne ihn sein könnte.
Da Gott, nicht der der Atheisten, sondern der der Bibel, genau so definiert
ist: Er ist der, ohne d/wen (seltenes, aber richtiges Deutsch. Der Ausdruck
»durch wen« läßt auch das in »durch den«
durch die Hintertür sozusagen eingeführtes »männliches
Geschlecht« verschwinden - nichts ist. 3 Überprüfen wir noch die Anästhesieanlagen, die Anästhesiemaschinen, damit die Operation, bei der wir nachher wie geplant mit unserem Text operieren, nicht in reiner Unterhaltung steckenbleibt. Hätte Jesus vor fast 2 000 Jahren und viele Flugstunden entfernt das eine oder andere Mal die eine oder den anderen medizinisch-klinisch geheilt, bitteschön, was hätten Sie davon?! - Was hätten wir davon, das über reinen Unterhaltungswert hinausginge?! 4 Weiter in der Checkliste: die Patientenliste. Stimmt die Reihenfolge der geplanten Operationen noch oder ist ein dringender "Fall" inzwischen hinzugekommen? Es soll in unserem Operationssaal gerecht und nicht etwa willkürlich zugehen! Hätte Gott in Jesus diese und jene Menschen vor 2 000 Jahren medizinisch geheilt, von denen das NT predigt (!), und unsere heutigen AIDS-Kranken ließe er infiziert: ein iggittegitt ungerechter Gott, den Ihnen höchstens Atheisten zumuten, die Kirche jedenfalls nicht! Die Kirche, nicht die viel, viel weiter verbreitete "Kirche" mit eigenen Zeitungen, Diplomaten und Macht. 5 Vielleicht der notwendige Blick auf die Klimaanlage.
Die Fenster werden wohl nicht zu öffnen sein. Also auf diesem Umweg alles
getan, um der geplanten Operation zum erhofften Erfolg zu verhelfen! Operationen
gelingen oder mißlingen beweisbar. Nicht glaubbar. - Die beste Operation
kann die Sterbestunde nur hinauszögern aber nicht verhindern. Beweisbar.
Glaubensgegenstand kann also nur etwas sein, was nicht beweisbar, wofür
es keine Zeugen geben kann. Ich will ja gerade glauben, um etwas zu haben,
das über die Sterbestunde hinaus gilt! Und Zeugen, anfaßbare Zeugen, finden
ihr sichtbares Ende auf Melaten. (Der Friedhof in Köln!) Das
falsche Wunderverständnis, das Jesus Christus mit einem Zauberer verwechselt,
hätte Zeugen im Gefolge. Zumindest potentielle Zeugen. Es entfällt als
Glaubensgegenstand: Der Glaube kommt ausschließlich vom Hören. Im Sinne
Jesu glaubt man nur, was nur vom Hören kommt, was also auch nur geglaubt
werden kann und was sich, bitteschön, nachweislich bei Gehaltszahlung
durch den Herrn Regierungspräsidenten! nicht durch den Bischof! jeder
anderen Beurteilung entzieht. 6a Nach all unseren Bemühungen im Vorfeld der Operation vielleicht eine Pause. Zum Nachdenken: Besser in Ruhe überlegt, was vor einer Operation bedacht sein will, als in denkloser Hektik wichtige Handgriffe zu vergessen. Operationsvorbereitung und die Operation selbst sind nicht Traum, nicht Illusion, sondern erfahrbare Wirklichkeit. Erfahrbares Geschehen. So wenig Illusion oder bloßer Traum wie unser Glaube auch. Für ein Wunder im Sinn der Kirche verlangt die Kirche erstens, daß es ein erfahrbares Zeichen ist. Die Wahrheit, daß Gott jeden Menschen unüberbietbar liebt, haben Sie gerade hörend erfahren. Sie haben auch gerade nicht geträumt, sondern gehört, daß Gottes Liebe zu uns grundsätzlichen Verlaß zuläßt, weil sie bedingungslos geschenkt ist. 6b Operationserfolge und -mißerfolge sind an Hand naturgesetzlicher Kenntnisse beweisbar. Wenn nicht alle schon heute, so doch am Ende der entsprechenden Forschung. Solche Erfolge entsprechen den Naturgesetzen. Für ein Wunder im Sinn der Kirche verlangt diese aber, daß es völlig außerhalb des Laufs der Natur geschieht. D.h. daß die Gesetze der Natur weder geeignet sind, ein solches Wunder zu begründen noch es zu widerlegen. Das Wunder - im Sinn der Kirche - ist nicht der menschlichen Natur zugänglich, sondern ausschließlich dem Glauben, der Gottes Werk ist. Das Wunder ist direkt von Gott, es ist Gott(es Sohn, sein Wort): 6c Jede Operation verändert den Menschen. Sie ändert etwas am Menschen. Die Operation Gottes, das Wunder im Sinn der Kirche, ändert den Menschen überhaupt nicht, sondern läßt ihn als den erkennen, der er tatsächlich ist und das seit seiner Zeugung. Gottes Werk läßt den Menschen erkennen als den, der er wirklich ist: der grenzenlos geliebte statt der, für den er sich von Haus aus zu halten gezwungen ist. Der grenzenlos, der unüberbietbar geliebte und nicht mehr der, der unter seiner Angst um sich gebeugt herumkriechende Mensch. Die Operation Gottes, das Wunder, ist nicht KURIERENdes Tun des Menschen, sondern längst (!) vollendetes HEILENdes Handeln Gottes. Das dritte, das die Kirche für das Wunder in ihrem Sinn verlangt: Tun Gottes, das mit ihm restlos identisch ist: Die Worte, daß Gott jedes Geschöpf so liebt, wie sich, diese WORTE sind der HEILIGE Geist, diese Worte SIND Gott. 7 Wollen wir noch die Vollständigkeit der Geräte
und ihre Sterilität überprüfen. Schließlich glaubt der Patient an den
Arzt und seine Kunst. Kein Patient, der bei Sinnen ist, vertraut sich
einem Chirurgen an, an den er nicht glaubt, dessen ärztlicher Kunst er
nicht traut. Aber kein Patient, es sei denn, er ist selbst Chirurg, erhält
dadurch, daß er sich glaubend dem Chirurgen anvertraut, auch selbst die
Möglichkeit zu operieren. Das ist beim Nicht-Mirakel, dem Wunder im Sinn
der Kirche ganz anders. Wer Jesus glaubt, wer also ein anderer Christus
ist und auch davon Gebrauch macht (die Bibel spricht hier immer kaufmännisch),
hört Jesus sagen: »Jeder, der [an[ mich glaubt statt an Karriere, Scheckbuch
oder sonst etwas, jeder, der [an] mich glaubt, wird die Werke, die ich
tue, auch tun ...« (Zu finden im Joh 14, 12). Und jeder, der Jesus glaubt,
ein anderer Christus also ist, hört ihn das nicht nur sagen, sondern tut
auch Christus! Er sagt es weiter, daß Gott bedingungslos liebt. Das ist
dann 8 Hebr, das Konzil von Chalcedon (451,
ein Ort in der heutigen Türkei (eine Ansichtskarte daraus bekomme ich
wieder mal in nächster Zeit, weil dort das christmas vivifying center
unser Gemeinde bald Ferien macht!) und zuletzt auch wieder das II. Vatikanische
Konzil, 1962 bis 1965, sagen, Es tut mir gar nicht leid, aber die Neun ist gar keine biblische Zahl. Neuntens: Die richtige Deutung unseres Textes. Die Deutung der Kirche und nicht mehr die der meisten in der Kirche: Ich habe sie in dieser Woche erlebt! - Als ich im Erstkommunionunterricht einen dreiundzwanzigjährigen fragte, was er sich besonders wünschte, war ich nicht darauf vorbereitet, die Antwort sofort aufzuschreiben. Er sagte, er wolle 1. wieder ganz gesund werden und 2. wirklich lieben können ... Er wollte also nicht kuriert, er wollte geheilt werden! Er wollte nicht mehr auf der Flucht sein, unter seiner Angst stehen, er wollte in Gott, im Ziel sein! Er will in dem Ziel sein, das allein in der Lage ist, wirkliche Liebesfähigkeit zu schenken! - Er will sich nicht mehr mit dem Niveau begnügen, das wir vorigen Sonntag hörten, als Jesus der Brunnenfrau sagte: »Ich bin es!« Er will selbst sagen, wie der blinde Glaubende in unserem Text heute: »Ich bin es!« Der Blinde wird in unserem Text zum sehenden blinden Glaubenden, indem er sich nicht mehr von irdischen Werten treiben, sondern von Jesus, dem Christus, dem Gesandten senden läßt, sich zu baden im Teich Schiloach, zu deutsch: dem Gesandten. - Gesandt vom Gesandten, Baden wir uns - gesandt dazu sind wir seit unserer
Zeugung - Ich bin gesund. Gehen wir baden, daß Gott uns nicht baden geht! Das allein ist die Predigt! - 29.3.87 / 14. März 1999 |