Angst - Furcht - Ehrfurcht War das ein Tag gestern! Ein richtig schöner
und sonniger Frühlingstag, und dazu fiel der Muttertag in
diesem Jahr auch auf einen Sonntag. Annika hatte Mutti ein wunderbares
Bild gemalt; sie hatte sich viel Mühe gegeben, erst nach
dem fünften Entwurf war sie zufrieden gewesen und begann
dann pünktlich mit der Arbeit am Bild, das dann ihr Geschenk
für Mutti werden sollte. Aber danach mußte sie zu allem Elend noch dazu auch noch Mathe üben, denn sie schrieben morgen doch eine Arbeit, und gerade Mathe. Das war nicht gerade ihre starke Seite. Wenn sie doch nur beizeiten begonnen hätte, richtig zu üben, jeden Tag. Sie hatte statt dessen höchstens so ein paar Aufgaben versucht und noch etwas Text darüber und darunter: es sah etwas nach Hausaufgaben aus, aber verstanden hatte sie höchstens die Hälfte - und jetzt auch noch furchtbare Angst. Eigentlich brauchte sie nach dem Zahnarzt gar nicht mehr anzufangen; da war ja wohl doch nichts mehr zu machen und ihr würde vor lauter Schmerzen schon gar nicht mehr können. Annika hatte schreckliche Angst. Annika hatte - ganz genau genommen, ganz genau! - gar keine Angst; in einem Fall vielleicht doch, und das war in einer Minute bloß zu ändern! Wer die Bibel verstehen möchte, sie macht die folgenden Unterschiede; die Einheizübersetzung meistens nicht - was zu enormen moralischem Unsinn führen kann. Wer sich die Begriffe von Psychologen klären lassen will, werde auf der Stelle Frührentner, weil er viel Zeit braucht, um Sinn und Unsinn mal verquickt, mal getrennt - in sich aufzunehemen, jedenfalls weder mit Zucker und Milch oder mit Milch und Zucker ... Die Erklärungen können Jahre dauern, und kein Satz kommt ohne das Wort »Gefühl« aus. Keiner. Jetzt wissen Sie schon mal, was Angst und Furcht,
Ehrfurcht und Freude und Glück sind: Annika hatte in nur wenigen Stunden Angst, Furcht und Ehrfurcht, Freude und Glück. Angst - Sünde ist, das Evangelium zu kennen und dann überlegt der Angst nachzugeben - Angst hatte Annika vorm Zahnarzt. Ein Urteil, da völlig überfordert zu werden; sie war felsenfest überzeugt, diese Schmerzen nicht aushalten zu können. Es wurde bei ihr zwar zum erstenmal gebohrt, wenn überhupt, das wußte sie beim Eintritt ins Sprech-, ins Behandlungszimmer noch gar nicht - welch diffuses und nebliges Urteil! Annika hatte noch nie jemand erzählt, dass die großen Leute sich eine Spritze geben lassen gegen die Schmerzen, sie war ahnungslos in Bezug (neue Schreibweise!) auf Tabletten gegen Schmerzen, ja geradezu allein gegen solche, die die Zähne verursachen. Annike meinte, war der Überzeugung, völlig ohne jede Information über die anzuwendenden Mittel wie Spritzen und Tabletten völlig überfordert. Entsprechend waren die Gefühle ausgerichtet, die dieses qualmende Urteil begleiteten. »Aber Annika! Du brauchst gar nicht zu
weinen. Schau, diese Spritze piekse ich Dir jetzt genau an der
Stelle in die Haut, ins Fleisch, ins Zahnfleisch, wo ich dann
nach ein paar Minuten weiterarbeite. - Jetzt merkst Du noch den
kleinen Piekser, dann aber kommen keine Schmerzen, wenn ich Dir
erst ein Loch bohre, das wir dann auch wieder zu machen!« Angst Mulmiges Urteil, überfordert zu sein, ohne zu wissen, was zu tun, wo der Hebel anzuwenden ist. Furcht Dasselbe mulmige Urteil, diesmal
aber bei voller Kenntnis, was zu tun ist. - Vor der Mathearbeit
konnte sie keine Angst mehr haben - wie künftig auch nie
mehr vorm Zahnarzt - sie hatte ausreichnede Kenntnisse über
die Mittel, die einzusetzen waren. Angst Urteil, das kann ich nicht. Christen sind die Menschen, die keine Angst vor Gott haben, Furcht genau so wenig, sondern Freude: Ehrfurcht. |